"Das Geld ist notwendig, aber nicht ausreichend.
Es ist aber notwendig, dass es ausreichend ist,
damit es nicht mehr notwendig ist."
(Manfred Heinrich)
Die bürger:sinn:company (b:s:c) war eine Unternehmensbildung von Schülern, Schülerinnen und Studierenden, die ihre Fähigkeiten in verschiedenen Geschäftsfeldern einsetzten, um unter realen Marktbedingungen gesellschaftlich sinnvolle Werte zu schaffen.
Die b:s:c war gleichzeitig ein Bildungsunternehmen, eine Lehr- und Lernstätte. Sozialökonomische Grundlagen und wirtschaftliche Zusammenhänge wurden erarbeitet und durch das eigenständige unternehmerische Handeln praktisch angewendet und überprüft.
Die bürger:sinn:stiftung rief das Projekt 2007 ins Leben. Schüler/innen, Studierende und Mentoren wurden eingeladen und machten sich mit der Idee „einer Unternehmensbildung, die bildet“ vertraut. Die hohe Motivation der Beteiligten ermöglichte eine rasche Entwicklung des Konzeptes. So konnte mit der Unterstützung der Wirtschaftsinitiative Münster und der Münsterschen Zeitung im Jahre 2009 der erste Jahrgang der b:s:c-Wirtschaftsakademie seine Arbeit aufnehmen.
Als Bildungsprojekt der bürger:sinn:stiftung folgte das Unternehmen den inhaltlichen Ansprüchen und Zielen der Stiftung. Die Qualität der Ausbildung und der Unternehmensführung wurde durch fortlaufende Erfolgskontrollen gesichert.
Im Jahre 2016 wurde das Projekt nach mehr als neun Jahren erfolgreicher Bildungsarbeit vorläufig eingestellt, um die Erfahrungen aufzuarbeiten und über neue Formate nachzudenken.
Der wirtschaftliche Erfolg war ein wichtiger Maßstab für das Unternehmen, aber eben nur einer, denn auch die Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen, die die jungen Menschen durch ihr Engagement für die bürger:sinn:company sammelten, waren ein sehr wichtiger Aspekt dieses Projekts.
Der Bildungsprozess fand unter Berücksichtigung von realen Marktbedingungen statt, so dass die Lernprozesse immer wirklichkeitsnah und lebendig verliefen. Zugleich begrenzte das schützende Dach der Stiftung den wirtschaftlichen Druck und die Risiken für die jungen Leute. Die bürger:sinn:company vereinte also die Ideen eines Wirtschaftsbetriebes und einer dynamischen Lehr- und Lernstätte.
Diese Symbiose nutzte zunächst den beteiligten Jugendlichen selbst, da sie durch selbstständiges unternehmerisches Handeln die Möglichkeit hatten, wichtige sozialökonomische und persönlichkeitsbildende Qualifikationen zu erwerben und zwar indem sie wirkliche gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.
Zugleich profitierte die Trägerin des Unternehmens, die bürger:sinn:stiftung, da die erwirtschafteten Überschüsse den gemeinnützigen Zwecken der Stiftung zugutekamen. Schließlich gewann auch die Allgemeinheit, da nur solche Waren und Dienstleistungen entwickelt und vermarktet wurden, die einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft bilden.
Die bürger:sinn:company (b:s:c) bestand meist aus etwa 10 Schülern/innen und Studierenden verschiedener Fachrichtungen aus Münster, die sich in wöchentlichen Sitzungen organisierten. Gemeinsam bündelten sie eine große Vielfalt an Fähigkeiten und Fachwissen für die Company.
Jedes Mitglied hatte sich zu einer Mitarbeit für mindestens ein Jahr und zu einem Engagement von anfänglich 5 bis 7 Stunden pro Woche verpflichtet.
Außerdem nahm jedes Mitglied an einem Ausbildungsseminar teil und war zusätzlich in zwei Geschäftsfeldern aktiv. Durch diese Organisation wurden sowohl das Erreichen der theoretischen und praktischen Ausbildungsziele als auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens gewährleistet.
Die vier Geschäftsfelder innerhalb derer das Bildungskonzept der b:s:c umgesetzt wurde, umfassten die Wirtschaftsakademie, den Verkauf von Sachspenden, das Seminar Online Banking und die Finance-Assistance.
Gerade im Bereich ökonomischer Grundkenntnisse ist das Wissen der Jugendlichen häufig verbesserungsbedürftig, obwohl gerade dieses Wissen auch im Alltag oftmals von entscheidender Wichtigkeit ist. Die steigende Unsicherheit im Umgang mit Geldfragen und die zunehmende Verschuldung der Jugendlichen signalisieren Handlungsbedarf.
Um den vorhandenen Bildungsdefiziten zu begegnen, hatte die b:s:c die Wirtschaftsakademie entwickelt. Diese behandelte den Kern des Problems und bot (zunächst Gymnasial-) SchülerInnen im Alter von 15-18 Jahren eine ökonomische Bildung, die in Schule und Familie so nur selten stattfindet.
Im Grundseminar Wirtschaft der Wirtschaftsakademie wurden in zwölf Doppelstunden Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, die helfen, den persönlichen Wirtschaftsalltag erfolgreich zu meistern.
Der Lehrgang begann zunächst mit einem Fragebogen zur Erhebung der Vorkenntnisse. Altersgerecht und anhand von praktischen Beispielen wurden dann im Laufe der Schulung die Themen „Budgetplanung“, „Girokonto und Zahlungsverkehr“, „Sparen und Anlegen“, „Wertpapieranlagen“, „Staatliche Sparförderung“, „Kredit“ und „Besteuerung von Kapitalerträgen“ behandelt.
Diese Themen stellten sicher, dass die Teilnehmer des Seminars lernten, den eigenen finanziellen „Haushalt“ sinnvoll zu budgetieren und zu kontrollieren. Auch mögliche Schuldenfallen wurden identifiziert und Wege zur Vermeidung aufgezeigt.
Der Lehrplan und die Unterrichtsmedien wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten von den Teilnehmern der bürger:sinn:company entwickelt - mit professioneller Unterstützung durch Experten aus Wirtschaft und Schule. Auch der Unterricht selbst basierte auf dem Prinzip „von Jugendlichen für Jugendliche“: Mitglieder der bürger:sinn:company leiteten den Lehrgang auf Augenhöhe und gaben auch eigene Erfahrungen aus der Mitarbeit in der b:s:c weiter.
Das Ziel für den Teilnehmer war der Erwerb des „Wirtschaftsführerscheins“, eines qualifizierten Zeugnisses der b:s:c-Wirtschaftsakademie, der nur nach Bestehen einer schriftlichen Lernerfolgskontrolle verliehen wurde. Mit dieser Qualifikation konnten sich die Absolventen dann um eine Mitarbeit in der bürger:sinn:company bewerben und nach erfolgreicher, vertiefender Fortbildung ihrerseits andere Jugendliche zu Wirtschaftsfragen unterrichten - ein sinnvoll revolvierendes System.
Schon mit Gründung der bürger:sinn:company und Entwicklung der Seminarreihe, zunächst nur für das Gymnasium, wurde der Entschluss gefasst, später auch den Weg in die Hauptschulen zu suchen und dies namentlich in jenen Münsteraner Stadtteilen, in denen das Überschuldungsproblem am größten ist. Die Stadtteile Coerde (Überschuldungsquote aller Haushalte im Jahre 2012 ca. 14%) und Kinderhaus (mehr als 14%) fielen hier besonders auf.
Allerdings erprobten die b:s:cler das Grundseminar zunächst mit Gymnasiasten, da sowohl die Jungunternehmer als auch ihre Mentoren mit dieser Zielgruppe mehr Erfahrung hatten und die Voraussetzungen für ein pädagogisches Pilotprojekt hier günstiger erschienen.
Die Waldschule in Münster Kinderhaus öffnete der b:s:c im Sommer 2013 den Weg in zwei Lerngruppen, und die engagierte Lehrerschaft erleichterte den Projektstart sehr.
Orientiert an den erhobenen Erfahrungen und Interessen der Schüler, wurden die Inhalte und Methoden für eine praxisorientierte, im Alltag anwendbare wirtschaftliche Grundbildung schulformgerecht aufbereitet und in gut verständliche Lerneinheiten strukturiert.
Mit einer anderen Münsteraner Stiftung, die sich der Unterstützung bedürftiger Menschen widmet, wurde ein idealer Partner für die weitere Projektentwicklung gefunden.
Denn mangelnde finanzielle Allgemeinbildung ist zwar nicht die alleinige, sicher aber eine der Ursachen für das Entstehen finanzieller Notlagen.
Deshalb wurde von allen Seiten begrüßt, dass die b:s:c sich dieses Problems annahm.
Ein weiteres Angebot der Jungunternehmer war die systematische Ablage und Pflege der Akten von Privatpersonen. Mit der Finance-Assistance boten die ausgebildeten b:s:c-Mitarbeiter im Rahmen eines Betreuungsvertrages preiswerte und zuverlässige Unterstützung für alle, denen Erleichterung und Sicherheit durch Ordnung wichtig sind.
Der Service umfasste neben der Einrichtung und regelmäßige Pflege einer systematischen Aktenablage für Versicherungen, Kapitalanlagen, Freistellungsaufträge, Kontoauszüge, Steuerbelege etc. auch die Unterstützung bei der Bezahlung von Rechnungen und die hilfreiche Hand bei vielen anderen Fragen rund um den Papierkrieg im Bereich Finanzen.
Jedem Mandanten stand ein persönlicher Betreuer zur Seite, der ihn regelmäßig zu einem vereinbarten Termin besuchte und vor Ort die Betreuungsaufgaben erfüllte. Die b:s:c-Betreuer ihrerseits konnten jederzeit auf fachlichen Rat und Unterstützung eines Experten zugreifen. Für Datenschutz und Vertraulichkeit wurde durch Aufklärung und klare Regelungen im Betreuungsvertrag Sorge getragen.
In diesem zweistündigen Seminar wurden insbesondere Senioren in Kleingruppen von zehn bis zwölf Personen grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten zum Thema Online Banking vermittelt. In einer Mischung aus theoretischer Schulung und praktischen Übungen erhielten die Teilnehmer Einblicke in die Leistungen und Tücken dieses für viele noch neuen und ungewohnten Dienstleistungsangebots.
Die bürger:sinn:company (b:s:c) und die PSD Bank Westfalen-Lippe eG arbeiteten im Rahmen der Durchführung von Seminaren zum Online Banking zusammen. Die jungen Tutoren der b:s:c vermittelten den Seminarteilnehmern in sachorientierten Bildungsveranstaltungen in Münster und Bielefeld selbst erarbeitete und konzipierte Inhalte zum Verfahren und Ablauf des Online Banking. Die PSD Bank Westfalen-Lippe eG hatte die Seminaridee gemeinsam mit der b:s:c entwickelt und unterstützte die Projektrealisierung.
Das komplette Seminarangebot von der Konzeption, über die Durchführung bis zur Erfolgskontrolle lag in den Händen des b:s:c-Teams, das objektiv und mit hohem Anspruch arbeitet.
Das Seminarangebot zeichnete sich auch durch seine Unabhängigkeit aus. Frei von Verkaufsinteressen oder gar Schleichwerbung bot das Seminar eine neutrale, sachorientierte Einführung und Verbraucherberatung zum Thema Online Banking.
Mit den ausführlichen Seminarunterlagen konnten die Teilnehmer außerdem die Seminarinhalte am heimischen Computer eigenständig nachvollziehen. Eine qualifizierte Seminarbescheinigung dokumentierte dabei das erlangte Wissen
Die b:s:c vermarktete auch sehr erfolgreich Sachspenden zugunsten der gemeinnützigen Projekte der Stiftung.
Zugrunde lag die Tatsache, dass in vielen deutschen Haushalten für den Inhaber nutzlos gewordene Güter lagern, die für andere jedoch von hohem Wert sein können. Das Sachspenden-Konzept der b:s:c half, diese Wertgegenstände in Bargeld zu verwandeln und zugleich die Stiftungszwecke zu unterstützen.
Dafür analysierte das b:s:c-Team den jeweiligen Markt und suchte für das, was der Besitzer als „Ballast“ empfand, den vorteilhaftesten Preis und Vertriebsweg.
Über den Verkaufsertrag wurde eine Spendenquittung ausgestellt, so dass der Erlös durch den Spender vom zu versteuernden Einkommen abgesetzt werden konnte.
Dieses Konzept stellte damit für alle Beteiligten einen Gewinn dar.
Mit dem Abschluss des ersten Jahrgangs der b:s:c im Jahre 2009 wurde die Gründung eines Alumni-Netzwerks beschlossen. Die Alumni-Treffen, anfangs im kleinen Kreis, hatten sich im dritten Jahr bereits zur Institution entwickelt.
Gemeinsam wurde festgestellt: Der Wunsch nach inhaltlichen und organisatorischen Beiträgen zur Stiftungsarbeit war bei allen Beteiligten vorhanden. Die in der b:s:c erworbenen Fähigkeiten in Verbindung mit den Erfahrungen nach dem Ausscheiden sowie die verschiedenen Studienrichtungen bieten großes Potential für eine Weitergabe an die aktuellen b:s:cler. Die unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen weiterhin sinnstiftend zu vereinen, neue Projekte zu gestalten und die b:s:c auch zukünftig zu unterstützen – so der gemeinsame Wunsch der Ehemaligen.
Als zentrales Kommunikationsmedium und erstes gemeinsames Projekt wurde ein Alumni-Rundbrief konzipiert. Für einen kontinuierlichen Wissenstransfer und die Begleitung bei Projekten wurden eine Expertendatenbank sowie ein Vortragsnetzwerk etabliert.
Acht Jahre lang lief die bürger:sinn:company quasi von selbst. Ein mitgliederstarker Jahrgang folgte auf den nächsten. Und auch das Wirtschaftsseminar für Jugendliche und das Seminar Online Banking waren immer gut besucht.
Trotzdem sah man Ende 2013 die Notwendigkeit innezuhalten und über eine Restrukturierung nachzudenken.
Zum einen erkannte H.-Christian Behrens, als Gründungsvater der b:s:c, einen Bedarf, die Lernziele, Aufgaben und Arbeitsweisen der Jungunternehmer zu überdenken. Zum anderen klopften bei weitem nicht mehr so viele Jugendliche wie früher an die Tür der b:s:c, um sich dem Projekt anzuschließen. Hier galt es, die Gründe zu klären und neue Wege zur Ansprache geeigneter Interessenten zu entwickeln.
Mit einem engagierten Team von drei Leuten wurde die Arbeit der vergangenen Jahrgänge reflektiert und analysiert. Zudem wurden Weichen für einen neuen Durchgang gestellt. Die Idee, dass von nun an immer zwei Jahrgänge überlappend zusammenarbeiten, setzte sich schnell durch. Die Ausbildung eines b:s:clers sollte jetzt etwa eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Nach der Hälfte der Zeit sollten dann bereits neue Mitglieder gefunden und eingearbeitet werden. So sollte der Übergang zwischen zwei Jahrgängen leichter und reibungsloser gestaltet werden.
Darüber hinaus wurde der Zusammenhang von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungen im Bildungsgang der b:s:c-ler wieder verstärkt berücksichtigt.
Das neue Konzept wurde sodann an drei Münsteraner Schulen vorgestellt. Insgesamt 12 Jungunternehmer arbeiteten von diesem Zeitpunkt an in der b:s:c. Die Idealgröße der Gruppe war damit wieder erreicht.
Die Leistungsbilanz der bürger:sinn:company kann sich durchaus sehen lassen und zwar sowohl in wirtschaftlicher, als auch in pädagogischer und sozialer Hinsicht.
Der erste Verkauf von Sachspenden (eine Modelleisenbahn-Sammlung) brachte einen Ertrag von 20.000 €, was die Jungunternehmer natürlich mit Stolz erfüllte. Der Erlös kam der Stiftung zugute; weitere Projekte folgten – mit einem Gesamterlös von 87.000 € im Verlauf von rund 8 Jahren. Auch unter den Bedingungen einer realistischen Vollkostenrechnung (die Company wurde auch mit anteiligen Raum-, Verwaltungs-, Personal- sowie Materialkosten etc. belastet) verblieb ein Gewinn von 27.000 €, der ungeschmälert in die anderen gemeinnützigen Projekte der Stiftung eingebracht werden konnte, insbesondere in die Finanzierung der Farmschule Baumgartsbrunn in Namibia.
Die Wirtschaftsakademie richtete sich zunächst an Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die in einem Grundseminar wesentliche soziale und wirtschaftliche Kompetenzen erarbeiteten und mit einer Prüfung zum Wirtschaftsführerschein abschlossen. Insgesamt konnten 70 Wirtschaftsführerscheine an die jungen Absolventen verliehen werden, nachdem sie im Anschluss an eine gründliche Ausbildung durchaus anspruchsvolle schriftliche Lernerfolgskontrollen erfolgreich absolviert hatten.
Vertieft wurden die hier erworbenen Fähigkeiten von den besonders Engagierten in dem Studienseminar Wirtschaft der b:s:c, aus dem später wiederum die jungen Lehrenden für das Grundseminar hervorgingen. Insgesamt 33 Schüler und Studierende absolvierten die intensive und jeweils 18 bis 24 Monate dauernde theoretische und praktische Ausbildung in der bürger:sinn:company und stellten sich den fordernden Abschlussprüfungen. Alle, die das Programm durchhielten, bekamen schließlich ihre qualifizierten Abschlusszeugnisse und durften anschließend den Titel „ Wirtschaftsfachmann/-frau der b:s:c-Wirtschaftsakademie“ tragen.
Das Seminar Online Banking richtete sich vor allem an ältere Mitbürger, die sich von den Internet-geprägten jungen Lehrenden der b:s:c gerne helfen ließen. Die 57 Teilnehmer des Lehrgangs bestätigten in der anonymen Befragung ausnahmslos, dass Ihnen die Fortbildung sehr geholfen und zudem viel Freude gemacht hat.
Die Finance Assistance half gegen ein überschaubares Honorar bei der Bewältigung des alltäglichen Papierkrieges, der rund ums Geld und Versicherungsunterlagen vielen Menschen die Nerven raubt. Und die Helfer selbst lernten, wie man durch geschickte Organisation im Aktendschungel die Orientierung behält. Dankbare Kunden bestätigten mehrfach, wie hilfreich diese Unterstützung war.
In den Jahren 2014/15 erreichte dieses Bildungsprojekt schließlich das Ziel, das ihm der Gründungsjahrgang schon 2007 ins Stammbuch geschrieben hatte: Die finanzielle Grundbildung konnte in die Waldschule Kinderhaus getragen werden, eine Hauptschule in einem Münsteraner Problemviertel. H.-Christian Behrens wusste von großem Interesse bei den Hauptschülern zu berichten und von eindrucksvollen Unterrichtsgesprächen, als die Gründe für die besonders hohe Überschuldungsquote im Stadtteil Kinderhaus und denkbare Lösungswege erörtert wurden. Und Schüler sowie Lehrer fragten, ob wir denn wiederkommen. Am guten Vorsatz mangelte es nicht.
Die b:s:c und ihre Aktiven wurden vielfach beachtet und gewürdigt, erhielten z.B. 2008 den Bürgerpreis der PSD Bank, hatten eine langjährige Förderpartnerschaft mit der WIN-Wirtschaftsinitiative Münster, eine Patenschaft des Regierungspräsidenten von Münster und wurden 2016 auf dem Ball der Wirtschaft in Münster als pädagogisches Modellprojekt ausgezeichnet.
Die Ausbildung in der b:s:c lohnte sich mehrfach. So konnten alle Jahrgänge die Kosten ihrer Ausbildung und Persönlichkeitsentwicklung durch den Wirtschafts- und Ausbildungsbetrieb gegenfinanzieren. Sie konnten darüber hinaus erhebliche Mittel für die anderen gemeinnützigen Projekte der Stiftung erwirtschaften. Und sie konnten sowohl für sich als für mehr als hundert Mitglieder aller Generationen und Bildungsschichten fundierte Beiträge zur wirtschaftlichen/finanziellen Grundbildung leisten, die in Deutschland leider noch immer so sehr im Argen liegt.
Und die bürger:sinn:company konnte am Heimatsitz der bürger:sinn:stiftung zeigen, dass grundsätzlich durchaus gelingen kann, was in der Farmschule Baumgartsbrunn in Namibia leider nicht erreicht werden konnte: dass ein Bildungsbetrieb sich letztlich auch wirtschaftlich durchaus selbst tragen kann, wenn alle Beteiligten nur hinreichend engagiert ihre Beiträge zur Umsetzung eines durchdachten Konzepts leisten.
Und ganz nebenbei hat die bürger:sinn:company exemplarisch gezeigt, dass und wie ein Wirtschaftsbetrieb innerhalb unserer Gesellschaftsordnung durchaus gut und rentabel funktionieren kann, ohne dass das Motiv der Maximierung des persönlichen Vorteils als Treiber benötigt wird - ein Punkt, der in der jungen Generation zunehmend eine Rolle spielt.
All dies änderte aber nichts daran, dass es immer schwieriger wurde, junge Menschen überhaupt zur b:s:c zu bringen. Viele Jugendliche unterliegen einer immer engeren Zeittaktung. Durch die Umstellung von neun auf acht Schuljahre am Gymnasium scheint vielen Schülern schlichtweg die Zeit zu fehlen, sich in einem Projekt wie der b:s:c zu engagieren. Und auch an den Universitäten hat der Zeit- und Arbeitsdruck zugenommen, so dass auch dort für ein anspruchsvolles Bildungsprojekt in der Freizeit oft keine Zeit gesehen wird.
Also wurde die b:s:c, wie sie bis dato bestand, im Jahre 2016 zunächst beendet, und man denkt nun über neue, andere Formate nach. Die ehemaligen b:s:cler allerdings wollen sich verbunden bleiben und haben sich vorgenommen, ihre in Studium und Beruf erworbenen Fähigkeiten später wieder in die Arbeit der bürger:sinn:stiftung einzubringen.